Interview mit Marc zu seiner Wohnsituation

Wie ist der Zugang zur Wohnung, gibt es aktuell Hindernisse? Sind Anpassungen vorgenommen worden?

Bei mir wurde die Eingangstüre mit einem elektronischen Türöffner nachgerüstet, ansonsten ist der Zugang vollständig hindernisfrei.

Ist denn das Wohnungsinnere rollstuhlgängig?

Noch vor meinem Einzug wurden individuelle Anpassungen vorgenommen: eine rollstuhlgängige Dusche anstelle der Badewanne. Denn ich wusste, was ich brauche und habe das angemeldet. Der Balkon war schon schwellenfrei gebaut. Man könnte die Küche unterfahrbar machen. Weil ich aber nicht mehr selber kochen kann, brauche ich das nicht.

Wie sieht es aus mit den Nebenräumen (Keller, Waschküche, Einstellhalle)?

Beim Keller kann ich die Türe nicht alleine öffnen. Wobei das nicht so wichtig ist. Wenn ich etwas aus dem Keller brauche, dann gehe ich sowieso mit einer Assistenzperson. Die Waschküche ist zugänglich und liegt auf demselben Stock. Wobei ich für die Wäsche sowieso Unterstützung brauche. Ansonsten habe ich keine Zugangsprobleme.

Entspricht der Mietzins inklusive Nebenkosten Ihren finanziellen Möglichkeiten?

Ja, es passt schon, vor allem für Zürich ist der Mietzins mit CHF 1’200.– monatlich sehr fair. Ich hatte auch ein Riesenglück, dass ich nur drei Monate suchen musste, bis ich diese Wohnung erhielt. Nur zwei Wochen, nachdem ich die Ausschreibung der Neubausiedlung sah und mich bewarb!

Wie sieht es denn generell aus mit bezahlbaren hindernisfreien Wohnungen, was ist Ihre Einschätzung?

Es ist unglaublich schwierig. Wenn man überhaupt etwas findet, dann in einem Neubau, und das ist teurer. Eine gute rollstuhlgängige 3-Zimmer-Wohnung kostet locker 2000 bis 2200 Franken. Das sind 1000 Franken mehr, als ich jetzt zahle. Seit letztem Sommer suche ich eine grössere Wohnung, damit meine Assistenzperson nicht immer auf dem Bettsofa im Küchen-Wohnzimmer übernachten muss. In der Stadt Zürich herrscht ein Wohnungsmangel. Hier eine rollstuhlgängige und bezahlbare Wohnung zu finden, ist sehr kompliziert.

Findet man Angebote und Informationen zu hindernisfreien Wohnungen?

Meine Strategie ist es, städtische Bauprojekte zu beobachten, bei denen man sich anmelden kann. Sonst ist es schwierig. Ich habe zum Beispiel über gängige Internetportale wie Homegate die Erfahrung gemacht, dass sich enorm viele Leute bewerben, wenn es so öffentlich ist. Einmal gab es über 300 Bewerbungen für eine Wohnung in Neu-Oerlikon. Da habe ich mich dann zurückgezogen.

Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie mangels geeigneter Wohnungen in einer Institution oder in einem Heim leben müssten?

Ganz einfach: für mich wäre es eine Katastrophe, in einem Heim leben zu müssen. So, wie ich jetzt lebe, habe ich zumindest mit meinen Möglichkeiten maximale Autonomie und kann frei entscheiden. Das kann ich nicht aufgeben, wirklich nicht.

Was wäre denn Ihre Traumwohnung, Ihr Traumhaus oder Ihre Traum-Wohnsituation?

Am liebsten hätte ich eine 3-Zimmer-Wohnung, damit die Assistenzperson auch ein wenig Privatsphäre hat. Idealerweise in einem Neubau, weil diese meist hindernisfrei sind. Und unbedingt in der Stadt, hier sind meine Kontakte. Dank zugänglichen Trams und Bussen bin ich mobil und kann zu ihnen gelangen. Besonders im Sommer finde ich es toll, dass ich mich mit dem Rollstuhl selbstständig fortbewegen kann, ohne ein Transportmittel organisieren zu müssen. Wenn es abends einmal später wird, kann ich auch allein im Rollstuhl nach Hause fahren. Das ist unglaublich wertvoll für mich.

Gibt es etwas, was Sie zu diesem Thema schon lange einmal sagen wollten?

Ich würde mir wünschen, dass Vermieter weniger Angst davor haben, eine Wohnung an Menschen mit Behinderungen zu vermieten. Denn wir sind solide Mieter, die meist länger bleiben und zuverlässig die Miete bezahlen. Der Vermieter profitiert zusätzlich, denn die IV zahlt den Umbau, wodurch die Wohnung einen Mehrwert erhält und auch für ältere Mieter attraktiv wird. Ich bin froh, dass es Procap gibt. Die Rechtsberatung hilft mir konkret, die Finanzierung der Assistenz zu sichern, und ich finde es gut, dass sich Procap für hindernisfreies Bauen einsetzt. Danke!