Natasa Milenkovic

Natasa Milenkovic nous montrant, souriante, un tableau de fleurs qu'elle a peint
«Das Leben bringt nicht immer das, was man sich wünscht, auch wenn man Pläne schmiedet. Das Wichtigste ist deshalb, dass man weiss, wie man wieder hochkommt und weitermacht.»

«Ich bin stolz auf meine Selbstständigkeit»

Natasa Milenkovic
(*1991) lebt mit ihrem Partner im Kanton Jura. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte in ihrer Dorfgemeinde und ist kreativ begabt, was sie sowohl in der Küche als auch in der Aquarellmalerei zum Ausdruck bringt. Sie ist seit zwei Jahren Mitglied von Procap und trägt seit 2008 aufgrund ihrer ersten Krebserkrankung eine Beinprothese.

Interview: Ariane Tripet
Fotos: Markus Schneeberger

Procap: Mit welchen drei Worten würdest du dich selbst beschreiben?
Natasa Milenkovic: fröhlich! Ich lache sehr gerne und bin gutmütig. Dann: geduldig. Allerdings würde mein Partner dem vermutlich widersprechen. (lacht) Ich würde zudem sagen: beharrlich. Das sagen auch meine Eltern. Ich habe nie bei
etwas aufgegeben, und wenn ich ein Ziel habe, dann gebe ich alles. Ich denke, das kommt auch von meiner Krankheit her. Sie zwingt einen dazu, weiterzumachen, weil man keine Wahl hat. Das kann bei einer Krankheit aber auch anstrengend sein, denn man muss ständig fragen, vorausschauen, sich rechtfertigen und etwas erledigen. So hatte ich beispielsweise einen Antrag für eine neue Prothese gestellt, weil mich die alte Prothese verletzt hat. Ich musste aber drei Jahre kämpfen, bis die IV auf die Sache einging. Man weiss zwar, dass man Anspruch auf eine Leistung hat, aber es ist trotzdem jedes Mal ein Kampf. Mein Durchhaltevermögen kommt wohl auch von diesen Erfahrungen.

Wofür begeisterst du dich?
Meine erste Leidenschaft ist das Kochen. Aber ich habe schon immer gerne Dinge erschaffen. Als ich 2021 erneut an Krebs erkranke, hatte ich überall in der Wohnung kleine Werkstätten unter anderem zum Dekorieren von Kerzen, um zu zeichnen, zu malen oder zu lesen. Ich habe mich zu Hause immer sehr wohlgefühlt. Mir wurde oft gesagt: «Ruh dich aus.» Aber ich konnte nicht einfach nur im Bett liegen und an die Decke starren. Meine erste Behandlung dauerte drei Monate. Mein Partner hat deshalb drei Puzzles mit je 2000 Teilchen gekauft, und wir machten jeden Monat eines. Ende letzten Jahres entdeckte ich dann die Aquarellmalerei. Dabei kann ich mich entspannen. Wenn ich zeichne, bleibt die Zeit stehen. Ich wünsche jeder Person, dass sie ihr «Etwas» findet, mit dem sie dem Alltag entfliehen kann. Das ist etwas Wunderbares. Auf meinem Instagram-Account habe ich dann einige Fotos meiner
Arbeiten gepostet, und meine Freundinnen sagten: «Das ist so schön, du musst eine Website machen!» Also habe ich eine erstellt. Immer mehr Leute haben sich interessiert. Ich hatte schon seit einigen Jahren den Wunsch, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Anfang Jahr hatte
ich dann die Idee, meine Zeichnungen dafür zu verwenden. Ich nahm Kontakt auf mit den Verantwortlichen der Krebsliga im Kanton Jura, und meine Idee hat ihnen gefallen. Da kurz darauf deren Generalversammlung stattfand, erstellte ich Grusskarten, Lesezeichen und Zeichnungen in verschiedenen Formaten. Wir verkauften sie dort, und der gesamte Erlös ging an die Liga. Ich bin sehr froh, dass ich auf meine Art und Weise etwas beitragen konnte.

Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Im Wartezimmer einer onkologischen Abteilung hatte ich eine Werbung für Hautpflegeprodukte gesehen. Die abgebildeten Menschen hatten keine Haare und eine graue Hautfarbe, und ich fühlte mich traurig, das zu sehen. Ich dachte, wir brauchen doch viel mehr Fröhliches (lacht), etwas Süsses. Daher kam mir die Idee, Illustrationen in sanften und beruhigenden Farben zu machen.

Worauf bist du stolz?
Auf die Person, die ich geworden bin. Ich denke oft, dass ich nicht der gleiche Mensch wäre, wenn ich all diese Dinge nicht durchgemacht hätte. Nach den vielen Hürden, die ich überwinden musste, kann ich endlich ein «normales» Leben führen. Endlich geht es mir gut. Ich bin stolz darauf, dass ich durchhalte, dass ich es geschafft habe, mich selbst aufzubauen. Ich habe Freude am Leben, ich reise, ich mache viele Dinge. Ich fahre Auto und bin autonom. Das macht mich stolz, und es ist wichtig für mich, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann. Ich bin dankbar und schätze mich sehr glücklich, dass ich noch hier sein darf. Ich bin stolz darauf, dass sich meine Familie und meine Freunde so gut um mich kümmern.

In welchen Bereichen könnten neue Techniken für dich eine Erleichterung bedeuten?
Ich kann mich sehr gut an meine jeweilige Situation anpassen. Ich funktioniere normal und beschwere mich nicht. Aber was mir das Leben etwas erschwert, ist der Umstand, dass ich im Ausland mit meiner Prothese am rechten Bein kein Auto mieten kann. Wenn es der andere Fuss wäre, hätte ich keine Probleme, und das ärgert mich. In der Schweiz fahre ich ein Auto, dass für mein linkes Bein umgebaut wurde. Im Ausland würde mir eine mobile Installation helfen, die ich am Gaspedal befestigen und dann mit dem linken Fuss bedienen könnte. Ich denke, es ist gut, dass neue Techniken entwickelt werden. Aber vor allem sollte der Zugang dazu erleichtert werden.

Instagram: natmi_creation