Zürich: Marc

«Ich könnte nie mehr in einem Heim leben», sagt Marc Eisenhut bestimmt. Zwar hat er kaum genügend Kraft, um aus einem Glas Wasser zu trinken – Marc wurde mit fortschreitendem Muskelschwund geboren – aber er kämpft um seine Eigenständigkeit, jeden Tag. Mit Hilfe von Assistenzpersonen und Spitex lebt er im eigenen Haushalt, für ihn die einzige Lösung: «So kann ich meinen Tagesablauf selber bestimmen und habe dann Hilfe, wenn ich sie brauche.»

Denn so lange es dauern darf, will er sein Leben in der eigenen Hand haben und aktiv gestalten. In seinem eigenen Zuhause. Denn Erfahrungen mit Institutionen und Heimen hat er gemacht, gleich nach dem Auszug bei den Eltern. Er sieht die Vorteile durchaus, auch wenn er selber sich seiner Freiheit beraubt fühlte und das Gefühl hatte, es werde ihm zu wenig zugetraut. Wichtig ist ihm, dass alle Betroffenen frei wählen können, ob sie im geschützten Rahmen einer Institution oder selbstständig wohnen möchten. Und er wünscht sich mehr hindernisfreie Wohnungen, die auch tatsächlich an Menschen mit Behinderungen vergeben werden: «Ein Vermieter kann nur davon profitieren: die IV zahlt den Umbau und schafft einen Mehrwert für die Wohnung. Und wer einmal eine rollstuhlgängige Wohnung gefunden hat, ist meist ein langjähriger, zuverlässig zahlender Mieter.»

Porträtbild Marc
So lange ich noch kann, bestimme ich selber, wie ich lebe. Und das wünsche ich mir für alle. Dafür kämpfe ich!

Für Unterstützungsleistungen im eigenen Zuhause kämpft auch Procap Schweiz. Auf politischer Ebene hat sie sich für den Assistenzbeitrag eingesetzt. Zudem bietet Procap Beratung in rechtlichen und baulichen Belangen für Menschen mit Behinderungen, die zuhause leben wollen. Wenn diese regelmässig oder bei Bedarf Assistenzleistungen beanspruchen können, können sie länger eigenständig im eigenen Daheim leben – was erst noch günstiger ist. Ein Argument werde nämlich selten berücksichtigt, sagt dazu Urs Schnyder von Procap Wohnen: «Volkswirtschaftlich gesehen, ist die institutionelle Betreuung und Pflege teurer.»

Marc Eisenhut hatte das Glück, schnell eine bezahlbare, rollstuhlgängige Wohnung zu finden. Dank der Rechtsberatung von Procap sowie der Vernunft der zuständigen Stellen kann er mit Assistenz selbstständig leben. Dafür ist er dankbar und sieht dem Leben mit der fortschreitenden Krankheit kämpferisch entgegen: «So lange ich noch kann, bestimme ich selber, wie ich lebe. Und das wünsche ich mir für alle. Dafür kämpfe ich!»


Interview mit Marc Eisenhut

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Marcs Steckbrief

  • Name: Marc Eisenhut
  • Alter: 29
  • Wohnort: Zürich
  • Wohnsituation: seit 8 Jahren in einer 2-Zimmer-Mietwohnung, Neubausiedlung
  • Gesundheitliche Situation: Progressive Muskelkrankheit, benötigt teilweise Assistenz
  • Persönlichkeit: ungeduldig, energisch, willensstark, optimistisch, selbstbestimmt