Sitten: Robert

«Ich hatte das Glück, bei der Gestaltung meiner Wohnung mitwirken zu können». Robert weiss nur zu gut, wie schwierig es ist, eine rollstuhlgängige Wohnung zu finden.

Seit November 2012 wohnt er im Parterre eines Neubaus im Sittener Champsec-Quartier. Das ist bereits seine vierte Wohnung, seit er wegen eines Unfalls bei einem misslungenen Kopfsprung mit 18 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist. Nach der Reha liess er sich in Eysins nieder. Robert und seine Brüder hatten sich nämlich entschlossen, das Elternhaus in einzelne Wohnungen für jeden von ihnen zu unterteilen. Damals arbeitete Robert im Kellergeschoss des Hauses. Die IV subventionierte die Installation eines Lifts und den erforderlichen Umbau des Bads.

Porträtbild Robert
Kleine, aber entscheidende Veränderungen verhelfen Rollstuhlfahrer/-innen zu einem autonomen und komfortablen Leben.

Da Robert aus beruflichen Gründen oft ins Wallis fahren musste, entschied er sich zu einem Umzug, ohne dass ihm eine rollstuhlgängige Wohnung zur Verfügung gestanden hätte. So lebte er fünf Jahre lang in einem für Nicht-Behinderte angefertigten Apartment. «Alle alltäglichen Handlungen waren anstrengend», betont er. Deshalb erwarb er eine 1-Zimmerwohnung in Sitten. Diese war zwar ebenfalls nicht speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten, aber dennoch praktischer. Dann entschied er sich, mit seiner gesunden Lebensgefährtin zusammenzuziehen, aber seine Wohnung war zu klein für beide. Ein Glücksfall war: Das Familienunternehmen, das ihm sein Apartment verkauft hatte, baute gerade ein Wohnhaus in einem Nachbarquartier. Man bot ihm also die Möglichkeit, im Parterre eine 3,5-Zimmer-Wohnung zu mieten. Dazu konnte er angeben, welche Anpassungen vorgenommen werden müssen, um seine zukünftige Wohnung hindernisfrei zu gestalten.

Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen weiss Robert sehr gut, welche wesentlichen Hindernisse vermieden werden sollten: Schwellen an den Eingängen, zwischen den Zimmern und beim Übergang zur Terrasse; Fenster, die nach innen geöffnet werden; zu hoch angebrachte Schränke und Regale; Schwellen in der Dusche; zu weit entfernte Geschirrspül- und Lavaboarmaturen, wenn man den Rollstuhl nicht darunterstellen kann. Alle diese Elemente wurden an seine Bedürfnisse angepasst.

Porträtbild Robert
Während des Baus ist es einfacher, Hindernisse zu umgehen, als die Wohnung nachträglich anzupassen.

«Natürlich ist es einfacher, eine Wohnung während des Baus rollstuhlgängig zu gestalten, als sie nachträglich anzupassen. Schon mit kleinen Veränderungen – wie der niedrigeren Arbeitsfläche, einer italienischen Dusche, einem Unterputzsifon, Schiebetüren etc. – ermöglicht man Personen mit einem Handicap, autonom allein oder mit gesunden Personen zu wohnen. Architekten und Besitzer denken zu selten daran und verfügen über wenig Erfahrung in diesem Bereich», betont Robert.

Procap unterstützt ihn bei seinem Aufruf: Es ist höchste Zeit dafür, in der Schweiz Fortschritte beim hindernisfreien Bau zu erzielen! Robert hatte Glück und wohnt heute selbstständig in einer Wohnung zum Mietzins auf Sittener Marktpreis-Niveau. Doch insgesamt ist das Angebot in der Schweiz deutlich ungenügend; dies bei gleichzeitig zu hohen Preisen. Wir hoffen, dass Roberts Beispiel und unsere Arbeit dazu beitragen, die vielen Hindernisse, mit denen sich viele Personen mit Handicap im Alltag noch konfrontiert sehen, aus dem Weg zu räumen.


Interview mit Robert Ramseyer

Zum Interview


Roberts Steckbrief

  • Name: Robert Ramseyer
  • Alter: 42
  • Wohnort: Sitten
  • Wohnsituation: wohnt mit seiner gesunden Lebensgefährtin in einer 3,5-Zimmer-Wohnung, die er seit November 2012 im Parterre eines Neubaus mietet
  • Gesundheitliche Situation: mobilitätsbehindert seit einem Unfall im Alter von 18 Jahren
  • Finanzielle Lage: erhält eine IV-Rente, gute soziale Absicherung (Unfallversicherung) und arbeitet Teilzeit in der SUVA-Klinik
  • Persönlichkeit: gesellig, dynamisch, unabhängig, offen, realistisch, engagiert