Eric Buchs

Vor zehn Jahren hatte Eric Buchs angeboten, ein Trekkinglager in Grindelwald zu organisieren. Seither ist er für mehrere Ferienlager verantwortlich und hat sein Arbeitspensum reduziert, um mehr Zeit für seine ehrenamtliche Arbeit zu haben.

«Menschen glücklich zu machen, ist das, was zählt»

Eric Buchs
(*1961) lebt zusammen mit seiner Frau im Kanton Freiburg. Der Vater von vier Kindern hat Procap durch seinen jüngsten Sohn, der mit Trisomie 21 lebt, kennengelernt. Seit zehn Jahren ist er für verschiedene, jährlich stattfindende Berglager (Wandern und Skifahren) von Procap verantwortlich und fährt als Begleiter regelmässig in andere Ferienlager. Der diplomierte Elektroinstallateur
ist auch als Ausbildungsleiter in seinem Bereich tätig.

Interview: Ariane Tripet, Fotos: Markus Schneeberger

Procap: Was begeistert Sie?
Eric Buchs:
Ich liebe die Berge. Ich begleite die Menschen in den Bergen und gehe im Rahmen des Schweizer Alpen-Clubs ab und zu auch bergsteigen. Vor meiner Knieoperation im Frühjahr bin ich auch viel Velo gefahren und gelaufen. Ich bewege mich einfach gerne und habe glücklicherweise seit der Operation wieder alle Empfindungen zurück. Es geht mir auch nicht um den Wettkampf, sondern darum, mit anderen draussen zu sein und in die Berge zu fahren. Mir gefällt es einfach, die Natur zu entdecken.

Wovon träumen Sie beziehungsweise welchen Wunsch würden Sie sich gerne erfüllen?
Es ist kein wirklicher Traum, aber es gibt etwas, was mir sehr am Herzen liegt. Ich habe bereits Enkelkinder und möchte mit ihnen zusammen die Berge erkunden und sie an Orte bringen, für die man besondere Kenntnisse mitbringen muss. Man erklimmt einen 4000-er nämlich nicht, indem man sagt: «Morgen gehts los.» Das muss wirklich gut vorbereitet sein. Noch sind die Kinder klein, aber wenn ich in zehn Jahren noch gesund bin, möchte ich den einen oder anderen Gipfel mit ihnen besteigen.

Wenn Sie eine Superkraft haben könnten, welche wäre das?
Ich glaube, ich würde die Zeit reduzieren, die man mit so vielen Dingen verschwendet. Es existiert ein ungesundes Verhältnis zwischen verschwendeter Zeit und jener Zeit, in der man etwas Interessantes tut. Meistens tut man 80 Prozent unnütze und nur 20 Prozent interessante Dinge. Es gibt so vieles, was einfach keinen Sinn ergibt. Wenn ich all das wegzaubern könnte, was mir unnütz erscheint, das wäre nicht schlecht.

Worauf sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz?
Dass ich viele verschiedene Aktivitäten unter einen Hut gebracht habe. Ich halte es für wichtig, dass man etwas nicht nur macht, um so weit wie möglich zu kommen, sondern dass man bei dem, was man tut, bescheiden bleibt und Freude verspürt. Ich hatte das Glück, dass ich mit einigen Lehrlingen bei Projekten in Nepal mitmachen konnte, bei welchen wir nach dem Erdbeben 2015 eine Schule wiederaufbauten. Wir konnten die Menschen dort glücklich machen, und das ist es, was zählt.

Sie organisieren und begleiten jedes Jahr mehrere Ferienlager von Procap. Was gefällt Ihnen daran?
Ich sehe, wie glücklich die Menschen sind, die an einem Ferienlager teilnehmen. Ich sehe ihre Freude, die sie vor, während und danach empfinden. Das ist wirklich das Schönste. Es bedeutet uns im Team auch sehr viel, einige Tage mit den anderen Betreuungspersonen zusammen zu sein. Für mich geht es nicht in erster Linie darum, in den Bergen zu sein, da ich das auch sonst häufig bin. Ich möchte vielmehr den Menschen etwas geben, was sie sonst nicht haben, weil sie entweder in einer Institution oder in der Stadt leben. Dort sind sie bei ihren Aufgaben meist betreut und erledigen immer wieder dieselben Dinge. In einem Ferienlager sehen sie etwas anderes. Sie kommen aus ihrem Alltag heraus an einen Ort, an dem sie vermutlich noch nie waren. Das ist für beide Seiten äusserst bereichernd.

Was braucht es, damit die Gesellschaft inklusiver wird?
Mein Sohn lebt mit Trisomie 21 und ist 28 Jahre alt. Seit er auf der Welt ist, hat es bereits sehr viele positive Entwicklungen gegeben. Nach zehn Jahren in einer geschützten Werkstatt arbeitet er mittlerweile in einer Vollzeitstelle im Coop und ist für seine Aufgaben selbst verantwortlich. Er ist extrem autonom geworden und hat soziale Kompetenzen entwickelt. Früher war der soziale Austausch eher schwierig, aber jetzt ist er in dieser Hinsicht einfach unglaublich! Ich denke, dass es wichtig ist, Menschen mit Behinderungen noch besser in die Gesellschaft zu integrieren. Für Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung wurde die Infrastruktur angepasst. Doch für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung muss es Strukturen geben, in denen sie ihre sozialen Kompetenzen verbessern können. Diese Kompetenzen sind oft nicht besonders ausgeprägt, da die Betroffenen in einem sehr überschaubaren Rahmen leben. Nimmt man sie aber aus diesem Rahmen heraus, zeigen sie, was in ihnen steckt. Ich glaube, dass es da noch enormes Potenzial gibt. Man kann zum Beispiel ein Betreuungssystem einsetzen, wie bei Coop, wo mein Sohn arbeitet. Es gibt acht Personen mit Behinderungen, die von einer Person begleitet werden. Auf diese Weise sind sie gut integriert. Das kann man im Übrigen auch in Restaurants oder an anderen Arbeitsorten machen. Es ist leicht umzusetzen, erfordert allerdings Zeit und Geld.