Damian Bright

Damian Bright träumt davon, dass alle Menschen gleichgestellt sind und jeder Mensch selbst entscheiden darf, wo und wie er wohnen will.

«Wir alle gehören zu dieser Welt und sind Teil davon.»

Damian Bright
(*1991) lebt im Kanton St. Gallen. Er ist langjähriges Procap-Mitglied und arbeitet unter anderem als Moderator beim Sensibilisierungsprojekt «Mal seh’n». Damian Bright hat 2021 eine Ausbildung zum Assistenzlehrer abgeschlossen und 2022 ein CAS-Diplom der Accademia Teatro Dimitri für Diversity and Inclusive Practice in Performing Arts erhalten. Derzeit absolviert er eine Weiterbildung zum Reporter ohne Barrieren.

Interview: Patrick Dubach
Fotos: Markus Schneeberger

Procap: Damian, du warst lange Mitglied des Theater-Ensembles Hora und hast ein eigenes Tanzstück erarbeitet, in welchem du als Solotänzer auftrittst. Um was geht es dabei?
Damian Bright:
Das Stück heisst «I belong» und will sagen: Ich gehöre zur Gesellschaft, genauso wie ihr. Ich will die gleichen Rechte haben wie Menschen ohne Behinderungen. Ich will wählen gehen, und ich will selbst entscheiden, wo und wie ich wohnen will. Menschen mit Behinderungen leben oft noch immer versteckt in den Heimen und ausserhalb unserer Gesellschaft. Ich war selbst in einem Heim, das war sehr schwierig.

Du bist nicht nur künstlerisch tätig, sondern auch politisch aktiv, richtig?
Ja. Ich habe bei der kürzlich lancierten Inklusionsinitiative als Selbstvertreter mitgemacht und werde im nächsten Frühjahr sicher Unterschriften sammeln gehen.

Was will diese Initiative?
Die Schweiz hat im Jahr 2014 die UNO-Behindertenrechtskonvention (BRK) unterschrieben. Doch wir sind noch längst nicht dort, wo wir sein sollten. Deshalb wurde die Initiative ins Leben gerufen. Damit soll der Druck auf die Politik erhöht werden, damit die Forderungen der UNO-BRK endlich auch in der Schweiz umgesetzt werden. Wir Menschen mit Behinderungen wollen ein selbstbestimmtes Leben führen. Machbar ist dies zum Beispiel durch den freien Zugang zu Assistenzleistungen.

Bekommst du selbst einen Assistenzbeitrag?
Nein, obwohl ich diesen bereits vor drei Jahren beantragt habe. Ich wünsche mir eine Person, die mit mir zusammen kocht, putzt und mir bei der Organisation meiner Termine hilft. Schriftlich kann ich mich nicht präzis genug ausdrücken, auch da brauche ich Hilfe. Zudem benötige ich einfach für alles länger Zeit. Während des Lockdowns ist das Leben in unserer Gesellschaft langsamer geworden. Damals habe ich zu meiner Mutter gesagt: Endlich gehöre ich dazu.

Du warst und bist beruflich sehr engagiert. Was machst du zurzeit?
Ich trete mit meinem Stück auf. Ich gehe in Schulen und Museen, um zu sensibilisieren. Und ich bin Textprüfer für leichte Sprache. Ausserdem bin ich im Vorstand des neu gegründeten Ostschweizer Vereins Kultur für alle. Dieser soll die Ostschweizer Kulturszene sensibilisieren. Und ich mache auch eine Weiterbildung zum Reporter ohne Barrieren. Das ist ein Inklusionsprojekt, bei dem Menschen mit Behinderungen zu Reporter*innen geschult werden.

Was braucht es für eine inklusive Gesellschaft?
Wir sind weit weg davon. Verbände wie Procap, Pro Infirmis, Inclusion Handicap, Insieme und andere müssen da mithelfen. Wir Menschen mit Behinderungen können nicht alles allein schaffen.

Was ist dein grösster Traum?
Ich träume davon, dass wir alle gleichgestellt sind. Wir alle gehören zu dieser Welt und sind Teil davon.

Wenn du eine Superkraft hättest, welche wäre es?
Ich brauche keine Superkraft. Wir müssen einfach weiterkämpfen für unsere Rechte. Dazu braucht es keine spezielle Superkraft, sondern nur Beharrlichkeit und Willen.

Was kannst du besonders gut?
Hinstehen und meine Meinung sagen. Das habe ich von meiner Schauspielausbildung. Und Meditieren. Schon von klein auf habe ich diese Ruhe in mir drin.

Hast du ein Lebensmotto?
Gib nicht viel aus. Was du hast, hast du. Aber sei grosszügig mit den Menschen, die um dich herum sind. Denn du bist klein. Du bist nur ein Teil des Universums.

Möchtest du unseren Leser*innen noch etwas mitteilen?
Bitte, bitte, bitte seid nicht lieb. Seid stark! Nur so können wir für unsere Rechte einstehen.