Interview mit Serafina zu ihrer Wohnsituation

Wie ist der Zugang zur Wohnung, gibt es aktuell Hindernisse? Sind Anpassungen vorgenommen worden?

Wir haben eine sehr schwere Eingangstüre zum Haus – sie ist zwar breit genug für den Rollstuhl, aber ich kann sie nur mit einem elektrischen Türöffner aufmachen, den der Vermieter im Nachhinein extra installiert hat. Die nächste Hürde ist meine Wohnung, da hat es eine Schwelle, die ich nur mit einer mobilen Rampe überwinden kann, und die Tür ist so massiv und gross, dass sie sich nur mit einem Greifarm schliessen lässt. Es ist also gar nicht so einfach, nach Hause zu kommen! Und den Briefkasten leert immer einer meiner Mitbewohner. Der Kasten hängt für mich zu weit oben. Es sind manchmal halt auch solche nicht ganz offensichtlichen «Details», die ein selbstständiges Leben erschweren.

Ist denn das Wohnungsinnere rollstuhlgängig?

Es ist schon noch verrückt, vermutlich gilt meine Wohnung nach Gesetz als hindernisfrei, aber eben, der Teufel liegt im Detail: zum Beispiel habe ich in der Küche zwar breite Gänge, aber Kühlschrank, Küchenschränke und Ablagen sind für mich zu hoch oben montiert, und der Herd ist nicht unterfahrbar. Auch im Bad gilt: das Badezimmer wäre eigentlich gross genug, aber die Badewanne konnte wegen des Abflusses nicht mit einer ebenerdigen Dusche ersetzt werden – also wurde die separate Dusche ersetzt, aber da ist der Raum zu klein für den Rollstuhl. Im Moment geht es, da ich noch einige Schritte machen kann…

Wie sieht es mit den Nebenräumen aus (Keller, Waschküche, Einstellhalle)?

Auch hier ist es die Höhe der Montagen, die ein Problem wäre, wenn mich niemand unterstützen würde: zum Beispiel kann ich die Wäscheleine vom Rollstuhl aus nicht erreichen und somit meine Wäsche nicht alleine aufhängen. Deshalb mache ich die Wäsche gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin.

Entspricht der Mietzins inklusive Nebenkosten Ihren finanziellen Möglichkeiten?

Da habe ich wirklich Glück: Ja. Wir haben ja eine WG und können die Miete teilen, ausserdem ist es eine städtische Wohnung – und dann arbeite ich ja aktuell noch 90 Prozent.

Wie sieht es denn generell aus mit bezahlbaren hindernisfreien Wohnungen, was ist Ihre Einschätzung?

Ich glaube, es ist schon sehr schwierig – also ich habe sehr lange suchen müssen. In Zürich ist es ja für alle sehr schwierig, Wohnungen zu finden, bei hindernisfreien Wohnungen ist das Angebot noch viel knapper. Die wenigen günstigen Wohnungen in Altbauten sind kaum je hindernisfrei, Neubauten sind generell teurer – und gegenüber Wohngemeinschaften gibt es generell viele Vorbehalte.

Findet man Angebote und Informationen zu hindernisfreien Wohnungen?

Es gibt zu wenige gute Verzeichnisse oder klare Beschreibungen. Und eben, die wenigen klar deklarierten Wohnungen sind dann unbezahlbar…

Welche Erfahrungen haben Sie mit Wohnungen gemacht, die in Inseraten und im Internet als hindernisfrei angeboten werden? Entsprachen sie den Kriterien der Hindernisfreiheit?

Es ist halt so, dass die wenigen Wohnungen, die als rollstuhlgängig ausgeschrieben werden, dann doch nicht wirklich rollstuhlgängig sind. Häufig habe ich die Situation angetroffen, dass es zwar einen Lift gibt, dieser aber nur über einen Treppenabsatz zu erreichen ist – oder die Türbreite zu schmal war. Auch oft anzutreffen sind Wege zur Wohnung, die zu steil oder gepflastert sind. Diese sind mit dem Rollstuhl entweder gar nicht zu überwinden oder machen jeden kleinen Haushaltseinkauf zum Kraftakt.

Wie gross sind die Chancen bei einer Bewerbung, eine hindernisfreie Wohnung auch wirklich zu erhalten?

Eher schlecht. Wie gesagt, es gibt generell sehr wenige rollstuhlgängige Wohnung, und dann sind sie eben oft zu teuer. Gleichzeitig läuft vieles über Vitamin B – und es gibt immer mehr «Konkurrenz», da auch ältere Menschen Bedarf an hindernisfreien Wohnungen haben.

Wurden Sie bei der Wohnungssuche je mit Vorbehalten gegenüber Menschen mit Behinderungen konfrontiert?

Nicht als Person, nein, eigentlich wirklich nicht. Aber es gibt natürlich Ängste von wegen nötigen baulichen Anpassungen und deren Kosten.

Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie mangels geeigneter Wohnungen in einer Institution oder in einem Heim leben müssten?

Ich versuche, so gut es geht, im Moment zu leben und nicht daran zu denken, wie sich mein Leben verändern würde, wenn es mir schlechter ginge. Mir ist meine Selbstständigkeit unheimlich wichtig, und ich möchte sie solange wie möglich geniessen.

Was wäre denn Ihre Traumwohnung, Ihr Traumhaus oder Ihre Traum-Wohnsituation?

Irgendwann würde ich gerne alleine wohnen. Super wäre eine schöne kleine Altbau-Wohnung, die rollstuhlgerecht wäre – oder auch etwas sehr Modernes. Auf jeden Fall wäre es eine Wohnung in der Stadt mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr.