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Inklusion neu entdeckt

Das Komiktheater der GHG Sonnenhalde Tandem in St. Gallen ist für seine humorvollen und inklusiven Momente bekannt. Das Ensemble ist derzeit auf Schweizer Tournee und beehrte Anfang April die Tonhalle in Wil. Die professionellen Schauspieler*innen mit Unterstützungsbedarf zeigten mit ihrem Stück «ENTDECKEN / VERSTECKEN» ihre künstlerischen Fähigkeiten und machten die Inklusion in der Kunst- und Kulturszene auf humorvolle Weise lebendig.

Drei Frauen in farbigen Röcken sitzen auf Stühlen und machen verschiedene Handzeichen
Ein Junger Mann mit Brille macht grosse Augen und ruft etwas ins Mikrophon
Ein Komiker bietet dem Publikum eine Miniaturtorte an und grinst
Die Schauspieler im Schminkraum
Eine junge Frau singt zusammen mit einem lustigen Mann mit Kontrabass
Das Ensemble in einer Reihe auf der Bühne beim Schlussapplaus
Porträtbild von Sarah Marinucci
Porträtbild Sonja Suter
1/8Titelbild
2/8Procap-Mitglied Tomas Chris Eichmann überzeugte in seinen verschiedenen Rollen und brachte das Publikum mehrfach zum Lachen.
3/8Ein Höhepunkt der Aufführung war eine Szene bei der Ärztin, in der Patienten allerlei lustige und unerwartete Dinge entnommen wurden. Bei Markus Heim kam eine Torte zum Vorschein.
4/8Maske und Styling vor jeder Vorstellung: Das Komiktheater setzt auch hinter der Bühne auf Professionalität.
5/8Juli Hornung zog das Publikum mehrfach mit ihrem Gesang in den Bann.
6/8Die Kombination aus Inklusion, professioneller Schauspielkunst und Humor macht das Theaterstück «ENTDECKEN / VERSTECKEN» zu etwas ganz Besonderem. (v.l.n.r: Markus Heim, Joy Käser, Jarmela Högger, Florian Nef, Tomas Chris Eichmann, Joanna Rohner, Juli Hornung)
7/8Sarah Marinucci, Co-Leitung Komiktheater
8/8Sonja Suter, Co-Leitung Komiktheater

Text Cynthia Mira Fotos Markus Schneeberger

«Es macht mir einfach Spass», sagte die 20-jährige Juli Hornung, die das zweite Jahr auf der Bühne steht und mitten in der Ausbildung zur professionellen Schauspielerin steckt. Nervös sei sie gar nicht, auch wenn ein Schauspieler an diesem Abend krankheitshalber ausfiel und das Ensemble diesen Part kurzfristig übernehmen musste. Das junge Talent fiel besonders durch ihre gesangliche Begabung auf und hatte Soloauftritte, in denen sie das Publikum etwa mit dem Hit «Irgendwie, irgendwo, irgendwann» von Nena berührte.

Auf grosse Lacher ausgelegt, war hingegen die Rolle des Bösewichts im vorgetragenen Grimm- Märchen «Der Wolf und die sieben jungen Geisslein ». Die Inszenierung wurde in Form eines Schattenspiels umgesetzt. Procap-Mitglied Tomas Chris Eichmann setzte diese tierische Rolle mit spitzen Krallen gekonnt in Szene und fiel hierfür gerne auch mal der Märchenerzählerin ins Wort. Für Schmunzeln sorgte die Tatsache, dass ausgerechnet der grösste Schauspieler im Saal das kleinste Geisslein spielte. Florian Nef, ebenfalls

Procap-Mitglied, sagte, dass das für ihn die beste Szene im Stück sei. «Das Publikum findet es immer lustig, wenn ausgerechnet ich das kleinste Geisslein bin», sagte er mit einem Grinsen. Ihm gefalle es, dass dieses Jahr viel Musik gespielt werde, wenngleich das Tanzen auch eine Herausforderung bei den Proben gewesen sei. «Für mich ist es wichtig, dass man im Theater lachen kann», so der 28-Jährige.

Die Freude, die das achtköpfige Ensemble beim Spielen empfand, war spürbar und übertrug sich auf das Publikum. Das Thema des Stücks drehte sich um Entdecken und Verstecken – ein Thema, das von Regisseur Emanuel Rosenberg sowohl tiefgründig als auch unterhaltsam in Szene gesetzt wurde. Die Co-Leiterin des Komiktheaters und promovierte Theaterwissenschaftlerin Sarah Marinucci ist in der Welt von Kunst und Kultur zu Hause und betonte, dass die Herausforderungen einer solchen Produktion im zwischenmenschlichen Bereich liegen: «Wir sind alle divers, und schaffen es trotzdem, dass niemand zurückbleibt. Das Resultat dieser schönen Einigung ist auf der Bühne sichtbar.»

«Kultur bietet Menschen so viel, und sie ist für alle Menschen gleich wichtig – sowohl für Menschen mit als auch ohne Unterstützungsbedarf, da gibt es keinen Unterschied», ergänzte Sonja Suter. Sie führt das Komiktheater seit Kurzem gemeinsam mit Marinucci und hat einen sozialwissenschaftlichen Background. An ihrer Arbeit schätze sie, das zu ermöglichen, was auf der Bühne geschieht, und durch die Arbeit dem Publikum und letztlich auch der Gesellschaft eine Wirkung in Richtung echte Inklusion zu ermöglichen. «Ich bin die Bühne», habe ihr eine Schauspielerin gesagt. Diese berührende Aussage bringe die Inklusion in der Kunst und Kultur auf den Punkt.

Eine junge Frau mit roter Brille macht eine Grimasse

Unaufhaltbar – unterwegs bis 2026

In der Ostschweiz gibt es ein einzigartiges Theater: das Komiktheater – die erste professionelle Bühne für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Kanton. Das Ensemble aus St. Gallen entwickelt eigene Inszenierungen und bringt sie auf Schweizer Bühnen. Zudem stemmt das Team zwei weitere Co-Produktionen mit anderen Formationen. Getragen wird das Theater von der GHG Sonnenhalde Tandem, der Gemeinnützigen und Hilfs-Gesellschaft der Stadt St. Gallen. Die Organisation begleitet in acht Institutionen über 2000 Menschen, die auf besondere Unterstützung angewiesen sind. Hier finden Sie weiteren Tourneedaten zur Inszenierung «ENTDECKEN / VERSTECKEN»:

  • Freitag, 09.05. 2025, 19 Uhr, Kulturzentrum Schützi Olten    
  • Mittwoch, 21.05.2025, 20 Uhr, ORME Festival Teatro Foce Lugano
  • Freitag, 06.06.2025, 20 Uhr, Diogenes Theater Altstätten
  • Donnerstag, 19.06.2025, 19 Uhr, Postremise Chur
  • Sonntag, 29.06.2025, 17 Uhr, The Millers Zürich
  • Freitag, 06.02. 2026, Kleintheater Luzern
  • Donnerstag, 02.04.2026, LOK in St. Gallen

Weitere Informationen gibt es hier: www.komiktheater.ch Link öffnet in neuem Fenster.

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