Text Cynthia Mira Fotos Markus Schneeberger
«Es macht mir einfach Spass», sagte die 20-jährige Juli Hornung, die das zweite Jahr auf der Bühne steht und mitten in der Ausbildung zur professionellen Schauspielerin steckt. Nervös sei sie gar nicht, auch wenn ein Schauspieler an diesem Abend krankheitshalber ausfiel und das Ensemble diesen Part kurzfristig übernehmen musste. Das junge Talent fiel besonders durch ihre gesangliche Begabung auf und hatte Soloauftritte, in denen sie das Publikum etwa mit dem Hit «Irgendwie, irgendwo, irgendwann» von Nena berührte.
Auf grosse Lacher ausgelegt, war hingegen die Rolle des Bösewichts im vorgetragenen Grimm- Märchen «Der Wolf und die sieben jungen Geisslein ». Die Inszenierung wurde in Form eines Schattenspiels umgesetzt. Procap-Mitglied Tomas Chris Eichmann setzte diese tierische Rolle mit spitzen Krallen gekonnt in Szene und fiel hierfür gerne auch mal der Märchenerzählerin ins Wort. Für Schmunzeln sorgte die Tatsache, dass ausgerechnet der grösste Schauspieler im Saal das kleinste Geisslein spielte. Florian Nef, ebenfalls
Procap-Mitglied, sagte, dass das für ihn die beste Szene im Stück sei. «Das Publikum findet es immer lustig, wenn ausgerechnet ich das kleinste Geisslein bin», sagte er mit einem Grinsen. Ihm gefalle es, dass dieses Jahr viel Musik gespielt werde, wenngleich das Tanzen auch eine Herausforderung bei den Proben gewesen sei. «Für mich ist es wichtig, dass man im Theater lachen kann», so der 28-Jährige.
Die Freude, die das achtköpfige Ensemble beim Spielen empfand, war spürbar und übertrug sich auf das Publikum. Das Thema des Stücks drehte sich um Entdecken und Verstecken – ein Thema, das von Regisseur Emanuel Rosenberg sowohl tiefgründig als auch unterhaltsam in Szene gesetzt wurde. Die Co-Leiterin des Komiktheaters und promovierte Theaterwissenschaftlerin Sarah Marinucci ist in der Welt von Kunst und Kultur zu Hause und betonte, dass die Herausforderungen einer solchen Produktion im zwischenmenschlichen Bereich liegen: «Wir sind alle divers, und schaffen es trotzdem, dass niemand zurückbleibt. Das Resultat dieser schönen Einigung ist auf der Bühne sichtbar.»
«Kultur bietet Menschen so viel, und sie ist für alle Menschen gleich wichtig – sowohl für Menschen mit als auch ohne Unterstützungsbedarf, da gibt es keinen Unterschied», ergänzte Sonja Suter. Sie führt das Komiktheater seit Kurzem gemeinsam mit Marinucci und hat einen sozialwissenschaftlichen Background. An ihrer Arbeit schätze sie, das zu ermöglichen, was auf der Bühne geschieht, und durch die Arbeit dem Publikum und letztlich auch der Gesellschaft eine Wirkung in Richtung echte Inklusion zu ermöglichen. «Ich bin die Bühne», habe ihr eine Schauspielerin gesagt. Diese berührende Aussage bringe die Inklusion in der Kunst und Kultur auf den Punkt.