Text Cynthia Mira Foto Markus Schneeberger
Rehatechniker*innen bringen fundiertes Wissen in Anatomie, Krankheitsverläufen, Mobilitätshilfen und den alltäglichen Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen mit. In der Schweiz erlernen jährlich rund 15 Personen diesen Beruf. Oftmals fehlt nach der Ausbildung aber das Verständnis bezüglich individueller Bauvorhaben für Menschen mit Behinderungen. Wenn beispielsweise aufgrund der Behinderungsart oder des Krankheitsverlaufs bauliche Massnahmen erforderlich sind, wäre in der Praxis der Einbezug von Procap-Bauberater*innen wichtig. Um das Verständnis für dieses Zusammenspiel im Schweizer Lehrgang zu schaffen, unterrichtet seit Kurzem Stefan Tschachtli, Leiter der Fachstelle Hindernisfreies Bauen in Bern.
Stefan Tschachtli wurde aufgrund seines grossen Netzwerkes und seiner früheren Tätigkeit als Rehatechniker mit dem Lehrauftrag in Form eines neu geschaffenen Moduls betraut. Ein Meilenstein, den Procap sehr begrüsst und der die fachgerechte Begleitung von Menschen mit Behinderungen verbessert. Das Modul thematisiert das Zusammenspiel zwischen baulichen Massnahmen und Rehatechnik. Es brauche Fachwissen von beiden Seiten, um einzuschätzen zu können, welche baulichen Massnahmen für die Betroffenen zweckmässig seien und welche nicht, erklärt Tschachtli.
Mit 40 entschied sich der ursprünglich gelernte Schreiner für einen Berufswechsel: Nach Weiterbildungen und Jahren im Bauwesen absolvierte er im Zuge seiner Anstellung bei der SAHB, der Abklärungsstelle der IV, selbst die Ausbildung zum Rehatechniker. «Ich hatte Freude beim alten Arbeitgeber, wollte aber eine Veränderung», sagt er. Bei Procap Bern habe er eine Anstellung gefunden, welche auch die Interessen von Menschen mit Behinderungen berücksichtige.
Wenn Hilfe zu spät kommt
Trotz des Fachwissens und des guten Netzwerks kommt die Fachberatung für die Procap-Mitglieder im realen Leben oft zu spät. Es ist wichtig, dass sich Betroffene frühzeitig Hilfe holen und die Dienstleistungen der Procap-Bauberatungsstellen in Anspruch nehmen. Hat ein Bauvorhaben gestartet oder ist es gar beendet, ohne dass eine Bauberaterin oder ein Bauberater miteinbezogen worden ist, kann dies zu Problemen führen. «Wenn Entscheidungen bezüglich geeigneter Hilfsmittel oder Umbauten ohne richtige Expertise erfolgen, lassen sich viele Fehler im Nachhinein nicht mehr korrigieren», so Tschachtli. Procap müsse sich manchmal auch für die Interessen der Mitglieder gegen die IV wehren. Es gelte, Fragen zu klären, beispielsweise wie lange ein nicht angepasstes Badezimmer noch genutzt werden könne, welche Hilfsmittel sinnvoll seien oder welche Kosten die IV übernehmen müsse.
Die Bauberatungsstellen
Wenn Sie Bedarf an einer baulichen Massnahme haben – zu Hause, am Arbeitsplatz oder in einer Ausbildungsstätte –, wenden Sie sich bitte an Ihre regionale Procap Sozialversicherungsberatung. Diese vermittelt Ihnen die zuständige Baufachperson.